Informel und Farbe nichtgegenständlich

Farbe, Form und Raum

So sollen diese Bilder werden und sein: Gehen wir vorbei an brüchigen alten Mauern, um stehen zu bleiben und herum zu gucken. Schauen wir da Gezeiten auf Flächen? Gelebte Zeiten. Sie bilden sich auf Mauern ab. Und auf großen Werbeflächen, greise alte Plakatwände. Abgerissene Werbeplakate auf großen Flächen. Ich jedenfalls werde mich an Häuserwände anlehnen, während ich sie betrachte. Was sieht man? Sie sind lange nicht neu plakatiert worden. Papierrisse. Pappwand, regengewässert.  Wände. Und lange nicht gestrichen worden. Die alten Mauern. Wände. Alter Putz, dessen sandige Poren sich als Speicher für Abgasdüfte aus den Straßen andienten. Diese Wände haben Herzschlag. Sie zu sehen, ist wie ein Gang an einer grandiosen Reihe einer Gemäldeausstellung entlang. Bilderschlendern. Sehen gelernt. So begehen, so besehen wir eine Stadt, ein Dorf. Wir  gucken: Risse und Flecken, Löcher von heraus gefallenem Putz. Ein ablesbares Kontinuum gelebter Zeiten. Schon längst hat sich eine fünfte oder sechste Schicht Farbe verabschiedet; ist mit dem Regen gegangen; hat sich die Wand von jahrelangen Schneefällen reinigen lassen; Ist bleich geworden durch eine Reihe trockener Sommer. Frag mich: Haben Menschen sich an die Wand, deren Fläche heran geatmet? Haben sie Luft geholt und ihren Atem an die Wand gehaucht? Haben sie es so gemacht, wie ich? Ich, die an ein Bild von Picasso geatmet habe? Seinen Atem habe ich gerochen. Diese neue Luft. Auf der Oberfläche seiner Leinwand. Genau, Du hast recht: Es war das Bild mit den grellen Farben und den breiten, heftigen Konturen. Zwar sind es nicht meine Farben, aber es war wenigstens mal mein Atem auf seinem Bild. Sodann bin ich nach Hause gegangen und habe diese Zeitenwände auf Leinwände gemalt: Risse und Flecken, Löcher von heraus gefallenem Putz. Aber dann doch: Farbe. Farbe eben!

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